Christliche Leiterinnen vernetzen
Rund 70 Frauen aus 20 Ländern kamen vom 7. bis 11. Juni im bosnischen Sarajevo zur Konferenz von „Hope for Europe – women in leadership“ (Hoffnung für Europa – Frauen in Leiterschaft) zusammen. IDEA-Redaktionsleiterin Daniela Städter war dabei.
Beten, austauschen, sich gegenseitig ermutigen, Projekte kennenlernen, von den Ideen der anderen profitieren: Das ist das Ziel der Konferenz. Das Besondere: die Vernetzung über Ländergrenzen hinweg. Bibelarbeiten, Seminare, Gebetszeiten und Gesprächsgruppen prägen die Tage. Hier sind Christinnen in Leitungsverantwortung unter sich. In vielen Ländern, das ergibt der Austausch, sind christliche Leiterinnen oft selten. Vielfach wird für gemischte Teams plädiert, in denen Frauen und Männer gleichberechtigt Verantwortung übernehmen.
Ehrlich sein
In einem Vortrag ruft die Britin Usha Reifsnider, eine von zwei Europa-Leitern der Lausanner Bewegung, zu einem ehrlichen Umgang von Christen untereinander auf. Aus Angst oder Scham würden Probleme verschwiegen. Sie berichtet, dass eines ihrer Kinder zeitweilig drogenabhängig gewesen sei. Darüber habe sie nur mit Nichtchristen geredet. Da war die Unsicherheit, möglicherweise selbst als Missionarin berufliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Diese Angst führe dazu, dass nach außen eine ungesunde Fassade aufrechterhalten wird.
Begeistert von Jesus erzählen
Die „Moms in Prayer“ (Mütter im Gebet) stellen auf der Konferenz ihre Arbeit ebenso vor wie eine Mitarbeiterin von „World Without Orphans“ (Welt ohne Waisen). Manche Frauen sind im Bereich Beratung und Coaching in Gemeinden tätig, andere arbeiten für Werke wie „Jugend mit einer Mission“ (YWAM) oder haben eine Bibelschule mitbegründet. Vernetzung findet auch in den vielen Gesprächen am Rande der Konferenz statt. Da ist z. B. die US-Amerikanerin Connie Taylor, die seit fast vier Jahrzehnten für YWAM arbeitet, davon die meiste Zeit als Leiterin von YWAM im britischen Cambridge. Sie berichtet, wie sie mit Hilfe eines kleinen Armbands auf der Straße mit Menschen ins Gespräch über den christlichen Glauben kommt. Zwei Frauen aus der Slowakei sind begeistert: Sie wollen die Idee übernehmen und überlegen, Taylor in ihr Heimatland einzuladen.
Auch eine Tour durch Sarajevo mit einem bosnischen Pastor steht auf dem Programm: Sasa Nikolinovic schätzt, dass es insgesamt nur 150 evangelikale Bosnier in Sarajevo gibt. In der Stadt lebten fast ausschließlich Muslime. Sarajevo ist eine Stadt, die unser Gott erreichen will, sagt Nikolinovic, der eine kleine, pfingstkirchlich geprägte Gemeinde leitet.
Im Vergleich zu den Konferenzen vor Corona ist diese kleiner – wie viele andere christliche Veranstaltungen auch. Über die Qualität und die Bedeutung für die einzelne Teilnehmerin sagt das nichts, macht die Vorsitzende der Konferenz, Elke Werner, deutlich. Gott kann immer etwas bewegen, gibt sie den Teilnehmerinnen mit: „Ich glaube, ihr seid von Gott handverlesen für diese Konferenz.”
Über „Hope for Europe“
Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ bildeten sich europäische Netzwerke unter dem Titel „Hope for Europe“ (Hoffnung für Europa). Eines der ersten dieser Netzwerke war „women in leadership“ (Frauen in Leitungsverantwortung). Ins Leben gerufen hatte es die Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Lydia“, Elisabeth Mittelstädt. 2016 wurde das Netzwerk an die Europäische Evangelische Allianz (EEA) angeschlossen und wird seit 2022 von der Evangelistin Elke Werner geleitet. Alle zwei Jahre findet eine Konferenz statt – vor dem diesjährigen Treffen in Sarajevo unter dem Titel „Den Wandel umarmen – Neue Perspektiven”, zuletzt 2019 vor Corona mit 150 Teilnehmerinnen im österreichischen Schladming und 2021 wegen Corona online.
© Foto (s) IDEA/Daniela Städter, idea-24-2023, Seite 13